September 2018. Die Kartoffelernte ist für dieses Jahr schon komplett durch. Die sogenannten "Stoppel-Ferien" im Oktober dürften wohl dieses Jahr eher dürftig ausfallen. "Stoppel-Ferien" hießen sie deshalb, weil es in den Oktoberferien bei jedem Wetter raus auf die Kartoffeläcker ging, um die nach der Ernte zwischen den Furchen liegengebliebenen Erdäpfel aufzusammeln, eben "stoppeln zu gehen". Für jeden vollen Korb gab es vom Bauern ein paar Pfennige auf die Hand.
War der Ackerboden vom Regen aufgeweicht und matschig, kamen wir nicht selten völlig verdreckt und total erschöpft nach Hause, präsentierten aber stolz und mit roten Wangen unsere Münzen.
Hat sich das gelohnt?
Ob es sich lohnen wird - danach haben wir nie gefragt. Es ging raus, wir waren den ganzen Tag an der frischen Luft, hatten jede Menge Bewegung und Spaß. Exemplare, die besonders lustig gewachsen waren, stachelten unsere Fantasie an. Es ließ sich herrlich herumkaspern mit den urigen Gebilden und so ist manch kleine Geschichte ganz spontan direkt auf dem Acker entstanden. Wir strotzten nur so voller Fantasie und purer Lebensfreude! Zu lange herumtoben durften wir allerdings trotzdem nicht, die Körbe wollten ja schließlich gefüllt werden!
Gelohnt hat es sich es schon allein dadurch, dass wir als Stadtkinder am eigenen Leib erfahren haben, wie mühsam die Bäuerinnen in früheren Zeiten die gesamte Ernte einbringen
mussten. Nicht nur ein paar Körbe wie wir. Bei jeden Wetter, ob alt oder jung, ob krank oder gesund, ob groß oder klein.
Gelohnt hat es sich aber auch monetär, wie schon weiter oben zu lesen war. Wer richtig fleißig zupacken konnte, bekam dementsprechend mehr auf die Hand als derjenige, der weniger Körbe abgeliefert hatte. Und so sah die Ausbeute an zusätzlichem Taschengeld bei jedem anders aus.
Mit den komisch gewachsenen Früchten und der Fantasie ist das bei mir heute noch so. Deshalb lege ich sie erst einmal beiseite, damit sie keinen Schaden nehmen. Meistens dauert es auch nicht lange, bis mir was einfällt. Und da ich heute nicht mehr "stoppeln" gehe, sondern zusammen mit meiner Familie Kartoffeln und viele Früchte im eigenen Garten anbaue, kann ich mir solche Extravaganzen schon mal leisten.
Was haben jetzt meine Kartoffeln mit Lebensfreude zu tun und wie ist das mit der Lebensfreude überhaupt? Eigentlich recht einfach. Alles, was dir gut tut, schafft automatisch Wohlbefinden. Es müssen keine großen Dinge sein. Selbst wenn du nur über ein simples Kartoffelmännchen lachen musst, ist der Zweck erfüllt. Ganz spontan verspürst du genau in diesem Moment Freude und vergisst für einen Augenblick, was dich gerade bedrückt.
Bewahre dir deine kindliche Fanstasie und halte jeden Tag Ausschau nach deinen "Kartoffelmännchen"! Wir als ach so ernsthafte Erwachsene meinen nämlich, solche Albernheiten stünden uns nicht mehr zu. Wer sagt das eigentlich ...?
Lebensfreude hat viele Gesichter!
Pass gut auf dich auf!
Bärbel



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